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Algarve – Gibraltar – Costa Tropical

Summary

Portugal – Spanien, September 2021 Lagos – Cadiz – Barbate – Gibraltar – Marbella – Malaga – Motril. Lore, Markus, Christoph, Gerhard, 360sm – 10 Tage September ist eine optimale Zeit für diese Reise, die Temperaturen sind angenehm und die […]

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Portugal – Spanien, September 2021

Lagos – Cadiz – Barbate – Gibraltar – Marbella – Malaga – Motril.

Lore, Markus, Christoph, Gerhard, 360sm – 10 Tage

September ist eine optimale Zeit für diese Reise, die Temperaturen sind angenehm und die Windverhältnisse oft moderat. Markus, Christoph und ich fliegen in einem halbvollen Flieger direkt von Wien nach Faro (das gibt’s um diese Jahreszeit, im Winter dann nicht mehr) und fahren mit dem Taxi nach Lagos. Der erste Tag am Boot ist mal reserviert für das Kennenlernen der Reflection für die neue Crew, Einkaufen und den Windmesser tauschen, der nur die Hälfte des tatsächlichen Windes angezeigt hat und jetzt gar nichts mehr. Vom Mast hat man eine Superaussicht auf die Marina in Lagos. Unsere zerfetzte Sprayhood wurde im August zuvor schon ersetzt, eine Maßanfertigung von Joao, einem Brasilianer in Lagos, der sein Handwerk wirklich versteht.

Am 9. Sep. 2021 starten wir dann gegen Mittag, ca. 130 Seemeilen liegen vor uns. Die neue Sprayhood macht sich sehr gut, weil die neuen Plastikscheiben extrem klar sind und die Konstruktion nun erlaubt, tatsächlich am Steuer aufrecht zu stehen. Auch der neue Windmesser zeigt realistische Werte. Der übliche NW-Wind bläst mit 12-15kn, ideal für unseren Kurs. Damit geht es an die erste durchgehende Nachtfahrt mit der Reflection nach Cadiz. Bei Tag passieren wir noch Portimao, Albufeira und Faro, um dann weitab vom Festland durch den Golfo de Cadiz zu navigieren. Die Wellen kommen achterlich von Backbord und bringen die Reflection in ein harmonisches Rollen als die Sonne untergeht. Eine Delphinschule von mindestens 30 Individuen begleitet uns auf dem Weg in die finstere Nacht. Es ist Neumond.

Die rollende Bewegung des Schiffes ist leider nicht Jedermann’s Sache. In der Dämmerung schlägt die Seekrankheit bei einem unserer Crew-Mitglieder voll zu, obwohl wir schon einige Törns gemacht haben ohne Problem. Die Tablette gegen Seekrankheit kommt leider zu spät und geht kurz nach ihrer Einnahme auch schon wieder über Bord mit dem Rest des Mageninhalts. Auch auf den Horizont schauen nützt nichts mehr, da bleibt nur mehr Flachliegen auf der Couch im Salon, wo wenigstens die Bewegungen um die Querachse minimal sind. Markus und ich sind also nur mehr zu Zweit, um Wache zu halten. Die Temperatur ist angenehm, wir nehmen eine Jause im Cockpit und zwischen Plaudern, Ausschau halten und AIS beobachten vergeht die Zeit recht schnell. Kurz nach Mitternacht ist der Wind komplett eingeschlafen. Wir bergen die Segel und werfen den Yanmar an. Jetzt kommt der mühsame Teil von 02:00 bis die Sonne wieder aufgeht. Obwohl wir mehr als 30sm vor der Küste sind, gibt es immer wieder Frachter und Fischkutter, die unseren Weg kreuzen, man muss wachsam bleiben. Wir wechseln uns ab mit kurzen Eindös-Pausen, aber wir bleiben beide im Cockpit und sprechen uns ab, wenn etwas vor uns auftaucht. Inzwischen kann man schon gut Haube und Jacke vertragen, warm ist es nicht mehr. Aber der Sternenhimmel hier draußen ist unglaublich, und das sanfte Rollen ist im Liegen sehr angenehm. Gegen 06:15 wird der östliche Horizont heller, wir haben die Nacht geschafft. Ein paar Stunden später laufen wir in der Marina von Cadiz ein.

Gegen 06:15 wird der östliche Horizont heller, wir haben die Nacht geschafft. Ein paar Stunden später laufen wir in der Marina von Cadiz ein. Nach dem Einklarieren (es gibt jedes Mal dieselben Formulare wieder auszufüllen) und einer Eierspeise besichtigen wir die wirklich sehenswerte Stadt.

Der nächste Tag bringt uns bei absolut glatter See und Windstille mit dem Motor 42sm weiter südöstlich nach Barbate, wo wir unser viertes Crew-Mitglied aufnehmen. Lore hat es gegen 22:00 nach einer etwas umständlichen Mehretappen-Reise geschafft, zu uns zu stoßen. Wir freuen uns sehr, nun komplett zu sein. Der 12. Sep. 2021 verspricht spannend zu werden. Einerseits müssen wir uns am spanischen Sperrgebiet entlang schleichen in der Hoffnung, keinem wildgewordenem Orca zu begegnen, und andererseits erwartet uns am Ende der Etappe das magische Gibraltar.

Ein Mann mit Fernglas bleibt ständig am Ausguck, um die Fontänen von ausatmenden Orcas schon von Weitem zu identifizieren. Den Plotter ständig im Auge steuern wir exakt an der 10m Tiefenlinie entlang der Küste, nur 200m außerhalb des Sperrgebietes. Warum die Orcas seit einiger Zeit Segelboote angreifen, ist unbekannt (https://www.stiftung-meeresschutz.org/themen/fahrverbot-fuer-boote-nach-orca-angriffen/), aber es waren in diesem Jahr schon über 50 Vorfälle, bei denen teilweise der Rumpf gerammt oder das Ruder beschädigt wurde. Wir haben Glück und kommen unbehelligt durch.

Der Wind frischt deutlich auf am Weg in den Süden. Eigentlich sind stärkere Winde für morgen vorhergesagt, aber auf dem Weg vor Puerto de Tarifa bläst uns ein Frontwind mit 32kn um die Ohren, genau von vorne und garniert mit einer veritablen Kreuzsee. Segeln halten wir unter diesen Bedingungen für sinnlos, aber ein wackerer Kollege kreuzt hart am Wind neben uns. Wir verlieren ihn bald aus den Augen, er wird wohl noch einige Stunden beschäftigt sein bis Tarifa 🙂 Die afrikanische Küste im Süden ist schon gut auszumachen. Es ist schon ein cooler Moment, jetzt hier durch die Meerenge von Gibraltar vom Atlantik ins Mittelmeer hineinzufahren.

Kaum haben wir Tarifa passiert, lässt der Wind deutlich nach und wir können die Passage nach Gibraltar genießen. Kurz vor La Perla hält sich ein Fischerboot merkwürdig nahe und merkwürdig lange genau neben uns. Er macht aber keine Zeichen, funkt nicht, will also offensichtlich nichts von uns. Dann schießt plötzlich eines dieser langen und superschnellen Schlauchboote der Küstenwache heran und stoppt ihn, ohne sich um uns zu kümmern. Offenbar wollte der Bursche sozusagen in unserem „AIS-Windschatten“ einlaufen, wo wir ja als harmloses Touristen-Segelboot aufscheinen. Wir beginnen aber nun unsere Rally zwischen den Frachtern und Tankern in der Bay of Gibraltar. Imposant sich zwischen den großen Schiffen den Weg zu bahnen, nicht ohne stets wachsam zu schauen, ob der eine oder andere gerade ablegen will und doch in Fahrt kommt. In der Marina in Gibraltar ist heute kein Platz mehr für ein Schiff der Länge der Reflection, wir laufen deshalb die Marina Alcadaisa 300m außerhalb Gibraltars auf der spanischen Seite an.

Von dort ist es nur ein kurzer Spaziergang über das Rollfeld des Flughafens in die Stadt. Englisches Flair in allen Straßen und Läden, der Felsen, die Seilbahn, die Affen, und sogar gelegentlicher Regen stellt sich ein. Wir genießen für einen Tag die besondere Atmosphäre am Fuße der europäischen Säule des Herakles. Unsere nächste Station ist Marbella, ein wichtiger Handelsplatz schon bei den Phöniziern und Römern, und in den 1960 und 1970 Jahren bekannt geworden für die Könige und Superreichen, die sich hier die Klinke in die Hand gaben. Die sind mittlerweile nicht mehr so zahlreich anzutreffen. Der Besuch des Städtchens zahlt sich auf jeden Fall aus, so wie jener von Malaga. Dort sind in der Hochsaison auch die Anlegeplätze rar. Wir weichen aus nach Benalmadena, von wo aus man in 30 Minuten mit dem Taxi Malaga City erreicht. Die Stadt wurde auch von den Phöniziern gegründet. Die Mauren gaben ihr die Alcazaba, eine Festungsanlage mit herrlichem Blick über die Stadt. Wir bleiben zwei Tage, in denen wir zwischen Tapas und Kultur pendeln. Ein Highlight ist natürlich das Picasso Museum mit 204 Werken des spanischen Meisters, der hier geboren wurde. Der letzte Tag auf See bricht an und entlang der mit Gewächshäusern gepflasterten Küste erreichen wir die Costa Tropical, wo unser Törn endet.