Lissabon – Algarve
Summary
Portugal, Juli 2021 Lissabon – Setubal – Sines – Cabo de Sao Vicente – Lagos. Lisa, Tim, Julia, Gerhard. 160sm – 3 Tage Nach dem wir unser neues Boot genügend erkundet und fast die ganze Elektronik und die Sicherheitsausrüstung erneuert […]

Portugal, Juli 2021
Lissabon – Setubal – Sines – Cabo de Sao Vicente – Lagos.
Lisa, Tim, Julia, Gerhard. 160sm – 3 Tage
Nach dem wir unser neues Boot genügend erkundet und fast die ganze Elektronik und die Sicherheitsausrüstung erneuert hatten, konnte es endlich losgehen mit unserem ersten Törn. Unser Sohn Tim mit seiner damaligen Freundin Julia hatten sich gemeldet für dieses erste Abenteuer auf der Reflection. Wir verließen unsere wirklich super gemütliche Marina in Oeiras (nahe Lissabon) am 16. Juli 2021, wo wir das Boot vor zwei Monaten gekauft hatten. In nicht ganz 7 Stunden hatten wir unsere erste Strecke von 40sm bis Porto Setubal zurückgelegt und ein super-originelles Restaurant gefunden, das außergewöhnliche Tapas im Gastgarten servierte. Auf unserer Fahrt trafen wir auf eine Delphinschule, ein Highlight für die beiden Neulinge an Bord.

Die Weiterfahrt am nächsten Tag hatte es allerdings gleich in sich. Nebelsuppe bis in den Vormittag hinein. Da wir mit AIS und Radar ausgerüstet sind, entschlossen wir uns, trotzdem die 3sm durch den Kanal von Setubal zu wagen. Die Sicht war ungefähr 100m und man konnte ahnen, dass auch nur ein paar Meter über uns der blaue Himmel begann, aber was nützt das, wenn Du herunten halt nicht viel siehst? Julia und Tim gingen hinunter zum Navitisch an den zweiten Plotter, um das Radar aufmerksam zu verfolgen, während wir oben am Axiom Plotter die GPS und AIS Daten verfolgten. Und gut war’s. Ein mittelgroßer Frachter fuhr uns entgegen, aber nicht auf der rechten Seite wie üblich in einem engen Kanal, sondern auf der linken. Wir hörten das tiefe Horn alle 2 Minuten schon von Weitem, aber wir konnten ihn absolut nicht sehen. Außer auf dem AIS. Da war klar, dass der Bursche uns genau entgegenkam, also ausweichen auf die linke Seite. Und dann tauchte er auch schon auf aus der Nebelwand. Lisa äußert sich übrigens seither nicht mehr abfällig über „… die vielen neuen Geräte an Bord, die wir gar nicht brauchen…“ 🙂

Als wir den Kanal hinter uns hatten und wieder am offenen Meer unterwegs waren, dauert es keine fünf Minuten und die Sonne war wieder da. Die rund 40 Seemeilen bis Sines legten wir großteils unter Segeln bei einem günstigen NW-Wind zurück. Sines ist nicht wirklich spektakulär, aber der einzig wirkliche Hafen auf den ganzen Strecke bis zum Kap. Die Portugiesische Atlantikküste ist in diesem Abschnitt für den verwöhnten Kroatien-Segler, na sagen wir, a bisserl fad. Keine einzige Insel auf dem Weg, und kein Ort, in dem man anlegen und ein gutes Restaurant genießen könnte.


Ein kleiner Landgang in Sines. Ein Spaziergang in der nicht mehr heißen Nachmittagssonne, der einen schönem Blick auf die Stadt und das Meer von der Burg gewährt. Auf dem Heimweg decken wir uns mit den Zutaten für unser übliches „Reflection-Menü“ ein, heute wird an Bord gekocht. Es gibt saftige, dicke Thunfisch-Steaks, 12cm große, nur kurz angebratene „Gambas“, und Knoblauch-Spaghetti. Dazu vom guten Rotwein aus der Douro-Gegend, den man ab einem Preis von € 5,99 in jedem Supermarkt bedenkenlos kaufen kann. Der nächste Tag wird unsere letzte und längste Etappe. Auch zwischen Sines und dem Cabo de Sao Vicente, dem südwestlichsten Punkt Europas, gibt es kaum eine gute Möglichkeit für einen Stopp. Also ziehen wir die gut 80 Seemeilen in einem Stück durch. Der Wind hätte, wie fast immer, eine gute NW-Richtung, ist aber so schwach, dass wir die Strecke kaum in einem Tag schaffen würden. Also bringt uns zunächst der Diesel mit 7,5kn in den Süden. Näher beim Kap kommt Wind auf und wir können die Segel setzen.



Und dann taucht es auf, das Kap. Gott sei Dank heute nicht im Nebel, der hier sehr häufig und auch im Sommer auftreten kann. Auch kein Sturm, der hier recht oft heftig ist. Die aufragende Felswand, die wir entlangsegeln, ist schon sehr beeindruckend, und auch „Gigante“, der riesige vorgelagerte Felsturm, den man von vielen Bildern kennt. Als wir dann um’s Eck sind und auch Ponta des Sagres passiert haben, denken wir, dass ja nun kaum noch etwas kommen kann auf dem Weg nach Lagos. Das ist leider ein Irrtum, die nächsten 15 Seemeilen haben es in sich. Der NW-Wind wird immer stärker, obwohl wir eigentlich im Windschatten der Küste fahren. Alle Segel bergen, und noch immer eine Krängung von bis zu 30o. Der Windmesser zeigt 25kn, eigentlich nicht so schlimm, und trotzdem fühlt es sich an wie ein Sturm, das Wasser spritzt und die Crew trägt es mit leicht hysterischem Lachen. Die alte Sprayhood verabschiedet sich, das mürbe Material kann dem Wind nicht mehr standhalten. Na ja, wir wollten ohnehin eine neue. Dicht hinter uns fährt ein anderer Segler, nur mit total gereffter Genua. Schließlich erreichen wir den Kanal zur Marina Lagos und legen bei gut 20kn Querabwind an.



Wir haben unsere erste Atlantiketappe geschafft. Am Morgen kommt einer unserer Nachbarn am Steg zu uns. Ein Franzose. Er bedankt sich bei uns, weil er nicht ganz alleine da draußen war in der Hölle. Wir schauen uns fragend an. Das ist wohl der Skipper der Yacht, die die ganze Zeit knapp hinter uns lief. Wir fragen ihn, welche Windgeschwindigkeit er auf seinem Instrument hatte. „… oh, sat wos bitwin 40 and 50 nots“ kommt es mit diesem immer charmanten französischen Akzent. Nun ist es klar, unser Windmesser muss auch getauscht werden, und wir waren da bei Beaufort 9 draußen. Zur Erholung fahren wir das Stückchen raus zur Ponte da Piedade, um den Tag bei den imposanten Höhlen zu verbringen. Mit dem Dinghy lassen sich die einzelnen Abschnitte gut erkunden, während die Yacht gut vor Anker liegt.